Freud und Leid
Freud und Leid
Sonntag in der Früh’ steht Bertram Müller auf und sammelt unerkannt
in Tonnen und Gebüschen weggeworfenes Flaschenpfand
Nach der Tour geht er nach Hause und macht sich 'ne Tasse Tee
Er schneidet sich ne Schnitte Brot und streicht Himbeergelee
Auf sein Brot ganz dünn geschnitten, denn er muss sehr sparsam sein
Bertram Müller klagt nur leise und er klagt meistens allein
Denn das Leben ist nicht einfach
und der Mensch ist kompliziert
weil er mit nichts wirklich zufrieden ist
und das Glück sich oft verirrt
Nie genug ist meist das Credo
dieser hoch getunten Zeit.
Dem einen glückt’s, dem ander’n nicht
Des einen Freud,
des ander’n Leid.
Richard Reichlich steht im Schrank der Sorte, die begehbar ist.
Er ist ein sorgenfreier Millionär und er war früher Prokurist.
Die Qual der Wahl macht ihm zu schaffen, er ist ein lifegestylter Held.
Er kennt nur Mangel an Gewinnpotential
und nicht den Mangel dieser Welt.
Er ist nicht oberflächlich
, nein, er ist sozial sehr engagiert,
seinen Reichtum zu verschenken,
wenn es die Presse interessiert.
Denn das Leben ist nicht einfach
und der Mensch ist kompliziert
weil er mit nichts wirklich zufrieden ist
und das Glück sich oft verirrt
Nie genug ist meist das Credo
dieser hoch getunten Zeit.
Dem einen glückt’s, dem ander’n nicht
Des einen Freud,
des ander’n Leid.
Der eine sammelt Flaschen und verspeist dünn geschnittenes Brot,
der andere lächelt im Schein geheiligt der gesellschaftlichen Not
mitten ins Gesicht hinein und fühlt sich dabei sehr wohl.
Unsere Zeit ist wie ein Luftballon, außen glatt und innen hohl.
Unsere Werte sind verkauft und maximal gewinnbringend angelegt,
ich warte nur noch auf den Sturm, der uns von diesem Erdball fegt.
Denn das Leben ist gar nicht so schwer,
wenn man weiß, wie Liebe geht.
Vielleicht kommen wir noch dahinter,
vielleicht ist es nicht zu spät.
Mathematisch ausgedrückt ist die Lösung nicht
Multiplizieren.
Nein, nein, ich glaube die Lösung ist vielmehr
dass wir lernen zu dividieren.